Über wirkliche Schriftsteller
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Schriftsteller sind frech. Sie vertreten ihre eigene Meinung, sie erlauben sich den Luxus einer eigenen Meinung. Sie lassen sich nie das Denken verbieten, hinterfragen alles und denken selbständig. Wenn sie einmal Unrecht haben, stört sie das nicht besonders, denn niemand ist innerlich unabhängiger als ein echter professioneller Tintenkleckser. Sie pfeifen auf die Meinung der Welt, der Nachbarn, der Zeitungen, der Politiker und all der selbst ernannten Autoritäten. Sie lassen sich nicht einordnen und in eine Schachtel oder ein System zwängen. Sie ordnen sich nie oder selten unter – und dann nur unter Protest und in dem Wissen, dass sie eines Tages ausbrechen, den Zaun niederreißen und dem Häuptling in die Suppe spucken werden.
Kein Menschenschlag kämpft kompromissloser gegen die Vorherrschaft eines elenden Obergurus als Schriftsteller oder Künstler. Schriftsteller akzeptieren selten oder nie eine Person über der eigenen Person. Sie wissen alles besser, und – man höre und staune – sie wissen tatsächlich alles besser.
Schriftsteller suchen sich ihre eigenen Orientierungspunkte und lassen sich schwer etwas aufschwatzen. Sie glauben nicht wirklich, dass die Welt notwendigerweise so sein muss, wie sie ist – im Gegensatz zu den meisten anderen Zeitgenossen. Grundsätzlich stimmen sie mit nichts überein, was ihnen gegen den Strich geht – und wenn sie dafür eine Karriere riskieren, einen (Mist-)Haufen Geld verlieren oder sich mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika persönlich anlegen.
Schriftsteller sind keine Duckmäuser. Sie können gegen eine ganze Armee kämpfen – und gewinnen. Sie erachten Güter und Besitz, etwas, das anderen Menschen hoch wichtig ist, nicht für besonders bedeutungsvoll. Das brave, spießbürgerliche, geregelte Leben ist ihnen zuwider, obwohl niemand loyaler und hingebungsvoller sein kann als ein Schriftsteller. Schriftsteller kämpfen für eine bessere Welt. Es sind die letzten übriggebliebenen Idealisten, ohne die das Leben fade, traurig und sterbenslangweilig wäre und sich nichts vorwärtsbewegen würde. Sie sorgen für Begeisterung, Überschwang und Schönheit, träumen Träume, die nie geträumt worden sind und versuchen selbst die Sterne zu erreichen, die unerreichbar sind. Sie glauben nicht wirklich, dass der Körper wichtiger ist als der Geist. Sie können ganze Welten erfinden und ungesehene Galaxien aus dem Nichts stampfen und stehen somit sogar über dem materiellen Universum, mit all seinen Zwängen, Verboten, Vorschriften und scheinbar unabänderlichen Gesetzen. Schriftsteller sind die Könige des Universums!